Christoph Titz „When I Love" (Maroty Music)
Das zweite Solo-Album von Christoph Titz geht auf sehr subtile Art noch tiefer, vor allem aber höher und weiter als sein Debüt „Magic“ aus dem Jahr 2004... und fügt
der ohnehin sehr breiten Palette seiner ganz eigenen Soundwelt so einige (und sehr schöne) neue Farben hinzu.
Der in Aachen aufgewachsene, nun in Berlin lebende und arbeitende Ausnahme-Trompeter bewegt sich seit seinen Anfängen zu Beginn der 90er zwar natürlich im
Jazz-Idiom, stand aber gleichzeitig auch schon immer für die Vermeidung und bewusste Umgehung jeglicher Klischees, die das Genre gemeinhin so mit sich bringt. Natürlich denkt sofort jeder immer
wieder an (allzu oft geklonte) Dons wie Miles Davis oder Chet Baker – Christoph aber hat seine ganz eigene Art, mit Referenzpunkten, Bürde und Routinen umzugehen. Und so entspricht die Musik auf
„When I Love“ erneut auf sehr galante Art keineswegs den vielen Erwartungen, die heutzutage gemeinhin so auf herkömnmliche Jazz-Trompeter einprasseln. „ Alle meine Idole haben an sich geglaubt
und ihren Kram gemacht, mit einer deutlichen Handschrift. Und das läßt sich nicht vermeiden, wenn man wirklich seiner Lust folgt.. Bei mir gab es nie `ich mach jetzt etwas so oder so, weil es
einem Ideal entspricht oder weil es sich gut verkaufen könnte`. Meine Musik ist meine Sprache, mit den Vokabeln, die ich überall gelernt gehört oder mitbekommen habe. Zudem bin ich sehr stur, was
die Verfolgung meiner Ideen angeht,es ist mir ein wirkliches Bedürfnis, genau diese Musik genau so zu machen“ meint der Protagonist selber lächelnd – und man kann auch diesmal wieder deutlich
hören, dass er es auch genau so meint.
Als viel gefragter First Call-Studio- und Livemusiker (erst kürzlich z.B. für das neue Album von Sarah Connor) kann Christoph dabei die Zielgruppe einer
Samstagsabend-Castingshow genau so ad hoc begeistern wie das gut informierte Publikum eines grossen Jazz-Festivals. Tournee-Reisen nach Kuba, Indien, in den nahen Osten und nach Marokko haben
ebenso deutliche Spuren hinterlassen, die Christoph immer wieder neu inspirieren und seine ganz eigene Vorstellung von guter Musik stetig beeinflussen.
„Ich möchte schon eine Wohlfühl-Atmosphäre erzeugen, die warm ist, unterhaltend sein kann, zum Träumen anregt, oder einfach sehr laut gehört zum Abtanzen. Das sind
die Parameter,auf die ich selber immer wieder `reinfalle. Deswegen bin ich sehr empfänglich für einen Robbie Williams, dann Miles Davis, Chet, aber auch eine Metallica-Ballade. Und im nächsten
Moment plötzlich uptime Coltrane, oder AC/DC live. Gerne auch mal Grönemeyer, marokkanische Musik oder Afro, Latin, und sogar neue Musik von Stockhausen bis weiß ich was... Diese ganzen
Sachen haben immer eins gemeinsam: sie sind ehrlich und ernst gemeint und haben, so verschieden sie sind, Wärme und Energie und werden dadurch bezaubernd.“
Davon zeugt auf „When I Love“ u.a. der einnehmende Titeltrack des Albums, den die US-Poetin JEN mit ihrer betörenden Love Poetry veredelt hat. Und natürlich stehen
Christoph dabei die kongenialen Mitmusiker seiner Band zur Seite, die diesmal bewusst sehr viel Raum zur Entfaltung bekommen.
Und so klingt dann all das, was Christoph Titz liebt... zutiefst „persönliche“ Musik, von der Jazz ganz sicher nur ein Teilaspekt ist.